PODCAST | Eine starke Mitte als Basis für Gesundheit
Am 7. November ist Magen-Darm-Tag. An diesem Tag steht einer der wichtigsten Prozesse des menschlichen Körpers im Mittelpunkt – die Verdauung! In der Traditionell Chinesischen Medizin bildet die Verdauung den wichtigsten Grundstein für deine Gesundheit, denn die TCM versucht alle Krankheiten und jedes Ungleichgewicht im Körper über die Mitte und Verdauung zu heilen. Die chinesische Medizin hat einen anderen Zugang als die westliche Medizin zum Thema Verdauungsapparat, und eine reibungslose Verdauung wird hier nicht (nur) dem Darm zugeordnet.
Aus Sicht der Traditionell Chinesischen Medizin bildet der Funktionskreis Milz und Magen, aber auch die Lungen- und Nieren-Energie, „deine Mitte“. Deine Mitte stellt die Basis für deine Verdauungskraft dar. Viele Aufgaben des Darms, wie wir sie in der westlichen Medizin kennen, werden in der TCM der Milz zugeordnet. Nur wenn die Milz richtig arbeitet, dann können auch andere Organe reibungslos ihre Tätigkeiten verrichten. Verdauungsprobleme, wie wir sie im Westen kennen, resultieren somit meist aus einem Ungleichgewicht in der Milz. Warum die Milz in der TCM so wichtig ist und für welche Aufgaben sie genau zuständig ist, möchte ich dir nun ganz genau erklären.
Außerdem erfährst du,
- wie du deine Mitte stärken kannst,
- warum das so grundlegend wichtig ist,
- an welchen Beschwerden du merkst, dass deine Mitte nicht in Balance ist,
- und ich stelle dir das “Kochtopfmodell nach der TCM” vor, das dir den Verdauungsprozess aus Sicht der TCM super einfach erklärt.
Der Dreifach-Erwärmer in der TCM
In der TCM kennen wir eine weitere wichtige Organ-Energie, den Dreifach-Erwärmer. Er wird als „Organ ohne Form aber mit Funktion“ bezeichnet, da es von ihm keine sichtbare, anatomische Manifestation gibt. Dennoch stellt der Dreifach-Erwärmer einen wesentlichen Aspekt in der TCM dar, da er maßgeblich für den Verdauungsprozess verantwortlich ist.
Wie der Name schon sagt, besteht der Dreifach-Erwärmer aus drei “Erwärmern” oder “Wärmekammern”.
Kurz zusammengefasst kann man diese wie folgt beschreiben:
- Der Untere Erwärmer beheimatet Niere und Blase, aber auch die Fortpflanzungsorgane.
Die Nierenenergie liefert das Verdauungsfeuer, welches der Mittlere Erwärmer benötigt, um reibungslos arbeiten zu können. - Dem Mittleren Erwärmer sind die Magen-, Milz-, Darm-, Leber- und Gallenblasen-Energie zugeordnet. Die Milz verarbeitet die zugeführte Nahrung und gewinnt Qi, also LEBENSenergie, daraus.
- Im Oberen Erwärmer befinden sich Herz und Lunge, welche die gewonnene Energie aus der Nahrung und der Atmung weiterleiten und im Körper verteilen.
Wie der Dreifach-Erwärmer nach TCM funktioniert
Aber wie funktioniert der Prozess der Verdauung und Energiegewinnung mit dem Dreifach-Erwärmer eigentlich genau? Dies lässt sich am besten anhand eines einfachen Modells erklären, das wir in der TCM-Ernährungslehre gerne verwenden:
Das Kochtopfmodell in der TCM
Unterer Erwärmer
Stell dir vor, du stellst einen Suppentopf auf den Herd und füllst ihn mit allen Zutaten für eine Suppe. Genau dasselbe passiert in deinem Körper. Dein Magen ist der “Kochtopf”, in dem der Nahrungsbrei landet. Um die Suppe im Topf zum Kochen zu bringen, drehst du in deiner Küche die Herdplatte auf, und benötigst dafür die Energie des Stroms, um Hitze zu erzeugen.
Hier kommt in deinem Körper nun der Untere Erwärmer ins Spiel: Die Herdplatte entspricht dem Nieren-Feuer, die größte Wärmequelle in deinem Körper, welche den Magen-Topf anheizt. Das Nieren-Feuer sollte immer ausreichend brennen, damit genügend Wärme in den Mittleren-Erwärmer, wo der Verarbeitungs- bzw. Verdauungsprozess stattfindet, geschickt werden kann. Nur mit ausreichend Wärme kann die Milz im Mittleren-Erwärmer dann auch gut arbeiten.
Damit das Nieren-Feuer ständig dahinflackert, ist es besonders wichtig dem Körper genug Wärme durch warme und gekochte Mahlzeiten zuzuführen. Wenn du beispielsweise ständig kalt isst, benötigst du immer mehr Feuer um den Nahrungsbrei zu erwärmen, sodass die Flamme immer schwächer wird.
Isst du zu viel Kaltes und Ungekochtes, dann muss dein Nieren-Feuer ständig heizen und heizen, und es kann sein, dass du regelrecht überhitzt, obwohl dir eigentlich meist kalt ist. Du hast dann zum Beispiel ständig kalte Hände und einen Blähbauch, merkst aber an Akne und Pickel, Gastritis oder Entzündungen, dass zu viel Hitze vorhanden ist.
Isst du regelmäßig warm und gekocht, so bleibt dir genug Feuer, sodass die Suppe immer weiterköcheln kann und der Verdauungsprozess gestärkt wird, ohne das du überhitzt.
Mittlerer Erwärmer
Im Mittleren Erwärmer befindet sich nun dein “Suppentopf”, in dem die Suppe köchelt. Ist dein „Magen-Topf“ gut angeheizt und handelt es sich um hochwertige LEBENSmittel, dann verarbeitet die Milz diesen Nahrungsbrei problemlos und gewinnt daraus Qi, deine LEBENSenergie. Es entstehen kostbare Körpersäfte, Wärme und Energie. Dies wird in der TCM als Nahrungs-Qi bezeichnet.
Je wertvoller die LEBENSmittel sind, die du zu dir genommen hast, desto mehr Qi kann draus gewonnen werden.
Außerdem liebt es die Milz warm und trocken. Nimmst du sehr viele Kälte und nässefördernde Speisen zu dir, können diese von der Milz irgendwann nicht mehr verarbeitet und die Nässe nicht mehr abgebaut werden. Nässe und Kälte machen deine Verdauung träge und können sich in Form von Durchfall, Übergewicht aber auch Müdigkeit und Abgeschlagenheit zeigen – besonders nach dem Essen.
Oberer Erwärmer
Zurück in deine Küche: durch das Köcheln der Suppe verdampft nun Flüssigkeit. Diese steigt auf und wird vom Deckel deines Topfes aufgefangen und rinnt dann innen am Deckel wieder nach unten in den Topf.
Dies geschieht auch in deinem Körper: Das wertvolle Nahrungs-Qi (LEBENSenergie und kostbare Körpersäfte) steigt auf und wird von deiner Lungen-Energie aufgefangen. Nun befinden wir uns also im Oberen Erwärmer. Deine Lunge übernimmt die Aufgabe des “Deckels”.
In der Lunge verbindet sich das Nahrungs-Qi mit dem Atmungs-Qi. Das Atmungs-Qi wird von uns durch die Atmung aufgenommen. Daher ist auch moderate Bewegung an der frischen Luft und ausreichender Schlaf so wichtig, da hier besonders viel wertvoller Sauerstoff aufgenommen wird.
Diese Verbindung (Nahrungs- & Atmungs-Qi) wird dann von der Lungen-Energie als Wahres-Qi wieder in deinen gesamten Körper geleitet. Aus dem Wahren-Qi wird dann einerseits Abwehr-Qi produziert und andererseits das Nähr-Qi.
Das Abwehr-Qi entspricht aus westlicher Sicht deinem Immunsystem. Es fließt direkt unter deiner Haut und schützt dich vor äußeren, krankmachenden Einflüssen. Aus Perspektive der TCM sitzt die Abwehrkraft also wie ein Schutzmantel direkt unter der Hautoberfläche.
Das Nähr-Qi hingegen fließt in den Meridianen, und versorgt deine Haut, Organe, Muskeln, Knochen, Sehnen und Gelenke. Es wird auch in deine Arme und Beine geleitet um diese mit Energie und Wärme und allen kostbaren Flüssigkeiten zu beliefern. Und es wird an die Hautoberfläche transportiert um diese mit Feuchtigkeit zu nähren.
Unterer Erwärmer
Ein verbleibender Überschuss an Qi wird dann wiederum in deinen Nieren abgespeichert und somit zurück in den Unteren Erwärmer transportiert. So schließt sich dieser Kreislauf wieder. Läuft dieser gesamte Energiegewinnungsprozess also reibungslos ab, wird dein Nieren-Feuer immer gut versorgt und brennt stetig weiter.
Was schwächt deine Verdauungskraft aus Sicht der TCM?
Wie du gerade gesehen hast, ist es aus Sicht der TCM sehr wichtig, deine Mitte und somit deine Verdauungskraft mit warmen und gekochten Speisen zu unterstützen und zu wärmen. Isst du vermehrt kalte und rohe Speisen, benötigt deine Milz viel mehr Energie für den Verdauungsprozess und wird müde.
Auch die Qualität der LEBENSmittel (hochwertig, biologisch, saisonal, regional) spielt eine entscheidende Rolle für die Qi-Gewinnung. Wenn nun viele nährstoffarme und industriell stark verarbeitete „LEBLOSmittel“ in deinem Körper landen, kann nicht ausreichend Energie gewonnen werden.
Wenn du außerdem sehr viele LEBENSmittel zu dir nimmst, die Nässe erzeugen, macht das die Milz auch schlapp und die Verdauung wird dadurch geschwächt.
Und auch Regelmäßigkeit ist für die Milz wichtig – Speisen auszulassen oder immer komplett unregelmäßig zu essen, nimmt der Milz Energie und schwächt sie und bringt den gesamten Verdauungs- und Resorptions-Prozess ins Stocken.
Vor allem ist es ein Zuviel an folgendes Nahrungsmitteln und Essgewohnheiten schwächt deine Verdauungskraft:
- Milchprodukte wie (Kuh)Milch, Käse, Joghurt, Topfen
- Produkte aus Auszugsmehlen, insbesondere Weizen (Brot, Nudeln, Mehlspeisen)
- Rohkost, Salate, besonders in der kalten Jahreszeit
- Südfrüchte, besonders Bananen
- Zu viel rohes Obst in der kalten Jahreszeit
- Süßigkeiten, Industriezucker
- Industriell erzeugte, stark verarbeitete, nährstoffarme Fertigprodukte (=„LEBLOSmittel“)
- Tiefkühlkost, Mikrowellenprodukte
- Limonaden, Mineralwasser, eiskalte Getränke
- Kaltes Essen (Weckerl, Salate)
- Kein Frühstück
- Unregelmäßiges Essen
- Mahlzeiten auslassen
- Zu schwere, fettige Mahlzeiten
Was stärkt deine Verdauungskraft aus Sicht der TCM?
Neben einigen wichtigen Ernährungstipps, möchte ich dir auch ans Herz legen auf ausreichenden Schlaf und Bewegung zu achten. Auch dies trägt zur Energiegewinnung bei. Nimm dir vor allem auch regelmäßig Zeit für dich – für Entspannung und dafür deinen Hobbys nachzugehen. Das stärkt den gesamten Verdauungs- und Resorptionsprozess, also dein Dreifach-Erwärmer-System ungemein!
Deine Verdauungskraft kannst du also durch Folgendes stärken:
- Warme und gekochte Mahlzeiten
- Regelmäßige Mahlzeiten
- Wertvolle, biologische und saisonale LEBENSmittel
- Süß-milde LEBENsmittel aus dem Erd-Element wie
-
- Getreide
- Wurzel- und Knollengemüse
- Rindfleisch
- Eier
- Hülsenfrüchte
- Nüsse und Samen
- Hochwertige Öle
- Aromatischen und verdauungsfördernde Gewürze
- Erholsamer Schlaf
- Ausreichend Bewegung an der frischen Luft
- Herzerwärmende Tätigkeiten
Möchtest auch du deinem Körper eine wundervolle Zeit der EntLASTUNG gönnen und Körper, Geist und Seele stärken?