PODCAST | Nutze deine sexuelle Kraft – Interview mit Tina Reimer
Ich bin davon überzeugt, dass ganz viele Ärzte , wenn sie nur könnten, vielen ihrer Patientinnen und Patienten als eine der wichtigsten Heilmittel „Sex“ verschreiben würden. Öfters Sex zu haben, wieder mal Sex zu haben oder regelmäßiger Sex zu haben. Sex ist wie Medizin, und das weiß die Wissenschaft mittlerweile. Und wir wissen das auch in der Traditionell Chinesischen Medizin. Liebevolle Partnerschaften und sexuelle Beziehungen mit sich selbst und mit dem Partner und der Partnerin haben eine heilende Wirkung auf unser körperliches und geistiges Wohlbefinden. Und das ist unser heutiges Thema!
Eine erfüllte Partnerschaft, Zweisamkeit und Sexualität auszuleben habe ich immer wieder in meinen bisherigen Folgen, wenn es um Qi-Stagnation ging, angesprochen. Wenn sich Energie im Körper staut, also die LEBENSenergie nicht frei fließen kann, dann kann neben anderen freudvollen Tätigkeiten wie beispielsweise Sport, Kreativität, Lachen, Tanzen, Singen, Musizieren auch eine zärtliche Zweisamkeit und eine erfüllte, gelebte Sexualität unterstützen die Qi-Stagnation zu lösen. Und deshalb ist es mir ein Herzenswunsch diesem Thema der Sexualität eine ganze Folge zu widmen.
Ich habe meine liebe TCM Kollegin und Coach Tina Reimer zum Gespräch eingeladen, und mit ihr über die Kraft unserer Sexualität auf unser körperliches und geistiges Wohlbefinden gesprochen. Wir beide kennen die sexuelle Kraft auch aus jahrelangen Beziehungen, und in unserem Gespräch gehen wir darauf ein, wie wir die Sexualität wieder wecken können, wenn sie mal eingeschlafen ist. Wir sprechen darüber, wie wir es schaffen uns als Paar nicht zu verlieren, sogar gemeinsam zu wachsen.
Tina begleitet Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung – egal auf welcher Ebene – ob auf beruflicher, persönlicher, beziehungstechnischer oder sexueller Ebene. Sie ist eine sehr intuitive, feinfühlige und starke Frau, und es zahlt sich unbedingt aus auf ihre Seite zu schauen, auf ihren Instagram-Account, YouTube-Kanal, oder vielleicht spricht dich auf Tinas Retreat an!
Liebe Tina, vielen Dank für dieses offene, ehrliche, berührende und motivierende Gespräch!
Anna:
Ich freue mich sehr, denn es ist jetzt mittlerweile über 3,5 Jahre her, dass wir uns das letzte Mal gesehen und gehört haben. Wir haben uns damals über die Traditionelle Chinesische Medizin kennengelernt. Das machst du beruflich ja nicht mehr, sondern du bist jetzt mit einem anderen Thema unterwegs – dein Fokus liegt auf dem Bereich der Sexualität. Erzähle uns mal den Weg, denn du in den letzten Jahren hinter dir hast.
Tina:
Vielen Dank für die Einladung, auch ich habe mich sehr darüber gefreut!
Seit 3,5 Jahren coache ich Kreative, Künstler, Freigeistler und Querdenker zu einem möglichst erfüllten und glücklichen Leben. Fast alle meine Klienten machen sich Selbstständig oder sind es – spüren aber, dass das Alte ausgedient hat und sie nicht mehr glücklich macht. Sie wollen nun mehr ihrem Herzen folgen. Sie erkennen, dass es im Leben darum geht zu machen, was für einen selbst Sinn ergibt und einen erfüllt. Es geht darum sich zu fragen, was denn das Herz und die Seele will. Wir alle haben gelernt nach dem Kopf zu leben – nach Prägungen, Struktur, Gesellschaftszwängen und Gedanken, anstatt über Intuition und Gefühl. Intuition ist sozusagen mein Kernthema! Es ist wichtig wieder zu lernen auf sich zu hören und zu wissen, was man denn wirklich will, wer man wirklich ist, wie man leben will. Und auf diesem Weg zu einem erfüllten Leben begleite ich Menschen. Bei mir geht es immer um die Ganzheitlichkeit. Das ist auch das Thema, was mich in der TCM immer schon so fasziniert hat – es spielt alles mit
Aber wie bin ich jetzt zu dem Thema Sexualität gekommen?
Mit einer Kundin ist dieses Thema immer wieder aufgepoppt. Wir können uns von diesem Thema ja nicht abtrennen. In unserem Leben, auf dem Weg zu sich selbst, kommen wir meistens am Thema Partnerschaft und Sexualität vorbei. So auch bei meiner Kundengruppe. Wir haben somit mal eine Special Session zum Thema Sexualität gemacht. Und da war eine Kollegin mit dabei, die sehr viel Erfahrung und Wissen mitbringt aus ganz anderen Bereichen. Daraus ist etwas tolles entstanden, und wir wussten, dass wir da mehr draus machen wollten. Wir haben gesehen wie viel Bedarf und Potential in den Frauen diesbezüglich liegt. Es ist in dem Fall ja speziell für Frauen. Weil Frauen sich oft gar nicht bewusst sind, wie wichtig Sexualität ist. Und zwar, bevor wir in einen Austausch mit anderen Menschen gehen, geht es zuerst Mal um die eigene Sexualität. Erstmals muss ich für mich verstehen, was eigentlich meine eigene Sexualität ist: Was ist Sinnlichkeit, Wildheit, Natürlichkeit, Offenheit, was hat Kommunikation damit zu tun, wie funktioniert mein Körper (rein anatomisch), was sind Energien die mitspielen, was ist Yin und Yang, wie kann ich den Zugang dazu haben…? Einige wissen, sie hätten gerne etwas, aber haben keine Ahnung wie. Und die anderen haben oft gar keine Vorstellung davon, was sie überhaupt möchten. Und da haben wir so großen Bedarf gesehen, dass wir Lust hatten da mehr draus zu entwickeln.
Anna:
Deshalb habe ich dich auch heute eingeladen zu diesem Interview. Denn mir ist es wichtig, dass alle, die diesen Podcast heute hören, sich diesen Mehrwert herausnehmen. Erstens ist es wichtig zu erkennen, dass Sexualität eigentlich bei uns selbst beginnt und wie wir das fördern können. Andererseits gibt es auch diese unterschiedlichen Facetten von Sexualität. Es gibt so viel das einen gar nicht erzählt wird oder man nie wagt zu fragen. Und das ist immer in dem Zusammenhang zu sehen, was für eine unglaublich heilende Wirkung Sexualität, Sex und liebevolle Beziehungen – auch zu uns selbst – auf unser körperliches und geistiges Wohlbefinden haben
Mich hat dieses Thema insofern auch persönlich angesprochen, weil ich es ja immer auch wieder in meine Podcasts/Videos einbaue. Weil ich erwähne bei Qi-Stagnation (Schmerzen im Körper, Menstruationsschmerzen, Kopfschmerzen, Schilddrüsenbeschwerden, Hashimoto…) immer, dass das auch immer mit einer erfüllenden Sexualität zu tun hat. Wenn es also in einem dieser Bereiche bei uns im Leben hakt, dann sollten wir unbedingt auch zum Thema Sexualität schauen. Aber dazu ist es notwendig zu wissen, dass wir da hinschauen können oder sollten. Daher möchte ich in diesem Gespräch mit dir dazu anregen und Mut machen, auch dieses Thema zu betrachten. Das kenne ich auch aus meiner Erfahrung. Immer wenn ich mit Klientinnen arbeite oder etwas dazu schreibe, dass Schilddrüsenbeschwerden auch sexuelle Probleme im Hintergrund haben können, dann kommt schnell sehr viel Widerstand im Sinne von: „Das kann nicht sein, ich habe Schilddrüsenbeschwerden aber eine super erfüllte Partnerschaft.“. Wir gehen da so oft in Abwehr. Und ich glaube, das ist oft ein Zeichen dafür, doppelt hinzusehen. Wenn jemand so einen Widerstand gerade spürt, dann ist das auch gut, aber ich möchte anregen, nach unserem Gespräch nochmals nachzufühlen. Sich zu fragen, was dieses Thema mit einem selbst macht und natürlich auch diese emotionale und mentale Komponente hervorzurücken
Jetzt aktuell befinden wir uns Wasser-Element, im Winter, in der dunklen Jahreszeit. Viele neigen gerade auch jetzt, in diesen ganzen verrückten Zeiten, zu Depressionen und Traurigkeit. Und auch da können wir uns über unsere Sexualität und über eine Auflösung unserer Qi-Stagnationen unterstützen. Daher jetzt meine Frage an dich: Was ist so deine Erfahrung in der Arbeit mit Menschen all diesen körperlichen, geistigen Gesundheitsthemen und Sexualität. Welche Auswirkung hat die Sexualität auf unser geistiges und körperliches Wohlbefinden?
Tina:
Du hast es schon schön zusammengefasst. Eine erfüllende Sexualität löst unfassbar viele Stagnationen und lässt alles im Körper frei fließen. Denn im Bereich der Niere – also im Wasser-Element – sitzt unsere Lebensenergie, unsere Kreativität und unsere Sexualität. Und wir sollten diese so leben, dass sie uns erfüllt – denn da liegt der große Unterschied: Vielleicht mag der eine oder andere sagen, er hat regelmäßigen Sex. Der Punkt ist, ob man erfüllten Sex hat. Das ist ein großer Unterschied!
Es gibt Menschen, die haben keinen Sex – da ist es ganz offensichtlich, dass eine Stagnation vorliegt. Und es gibt Menschen, die haben regelmäßigen Sex, aber vielleicht keinen erfüllten. Besonders Frauen neigen dazu, aufgrund von Konditionierungen oder weil sie es nicht besser wissen, irgendwelchen Bildern nachzugehen, wie man vielleicht zu sein hat. Oder dazu, eine Performance zu veranstalten. Frauen denken oft, es hat so auszusehen und man hat es so zu erfüllen.
Zuerst sollten wir beginnen uns mal mit der eigenen Sexualität auseinanderzusetzen. Erst dann geht es um die Kommunikation mit dem Partner. Zuerst sollte ich wissen, was mir gefällt, wer ich bin, wie mein Körper tickt, was ich brauche. Und zwar wirklich ICH – nicht WIR – und nicht DER ANDERE – und nicht was DIE GESELLSCHAFT vorgibt, und nicht wie es im Porno aussieht. Sondern MEIN KÖRPER sagt mir, was ich will.
99% der Frauen sind viel zu schnell bei irgendwas. Sie gehen viel zu schnell über irgendwas hinweg. Vielmehr sollte man mal zuerst anerkennen, was wir als Frauen für eine Qualität haben, was unser Körper für eine Geschwindigkeit hat und welche Weisheit in unserem Körper liegt – vor allem was das Spüren und die Körperlichkeit angeht. Da ergibt sich eine schöne Analogie zum westlichen Leben. Wir agieren, sind verkopft, müssen Erwartungen erfüllen. Dabei vergisst man, dass man insgesamt im Leben erstmals 25 Schritte rückwärts machen darf und auf Pause drücken darf. Man darf mal schauen, was der Körper eigentlich braucht.
Gerade wir Frauen sind noch viel intuitivere Wesen als Männer. Wir haben den Zugang zur tiefsten Weisheit in uns. Wir sollten lernen, wieder mehr auf uns selbst zu hören. Darauf, was wir wirklich brauchen, auf unsere eigenen Bedürfnisse und uns selbst kennenlernen. Dann sollten wir aber in die Kommunikation gehen und das auch nach außen hintragen und auch andere teilhaben lassen. Immerhin kann keiner riechen, was ich haben will.
Anna:
Ich glaube, sehr viele Frauen sind Spezialistinnen darin, sich etwas zu wünschen, es nicht auszusprechen, aber dann vielleicht sauer zu sein, weil es nicht passiert ist. Ich würde sogar noch einen Schritt weiter zurückgehen, was die Kommunikation betrifft. Oft wird zu Hause nicht über Sexualität gesprochen, wenn man noch jung ist. Es ist ein Tabu-Thema. Und das zieht sich dann natürlich weiter…
Ich würde gerne bei einem Punkt einhaken. Du hast gesagt man soll sich fragen, was man eigentlich mag, was einem gefällt. Aber wo fange ich da an? Wie finde ich heraus, was ich mag? Ob ich eher die wilde oder die stille Seite in mir habe? Wir sind ja alle in unserem Alltagsstress gefangen. Wie schaffen wir es herauszufinden, was wir eigentlich wollen?
Tina:
Wenn man es im Kern herunterbricht ist die Antwort immer wieder „nur“ sich Zeit für sich zu nehmen und Dinge zu einer Priorität zu machen. Es ist so einfach, aber manchmal sind ja genau die einfachsten Dinge so schwer.
Thema Nummer 1 ist die Selbstfürsorge. In die Selbstfürsorge gehört alles rein. In dem Moment wo ich mir Platz und Zeit für mich verschaffe, ohne mir irgendwelche Ausreden zu überlegen, dass es nicht geht, sondern es wirklich zur Priorität mache und mir die Freiräume schaffe. Ich kann mich dann z.B. mal einfach nur aufs Bett legen, mir ein paar Kerzen und schöne Musik anmachen, es ist warm und ich fange an mich selbst zu berühren, meine Haut zu berühren. Alleine auf physisch-energetischer Ebene mal zu gucken, was meiner Haut und meiner Seele eigentlich guttut. Und gleichzeitig neugierig zu sein und mich zu fragen, welche Themen mich interessieren. Ist es vielleicht Tantra, männliche und weibliche Energien, orgasmische Meditation… Man darf sich einfach neugierig auf den Weg begeben ohne Scham und Schuld: googeln, Bücher lesen, es offen mit Freundinnen besprechen, sich mit sich selbst befassen, Phantasien haben, reinträumen… Da gibt es so viele Ansätze! Punkt 1 ist aber mal, sich selbst mal zur Priorität zu machen
Anna:
Warum reden Frauen nicht gemeinsam über dieses Thema. Warum ist das so ein Tabu-Thema
Tina:
Ich denke, da ist leider so viel ver- und beurteilen drinnen. Man erlegt sich auf, wie man zu sein hat, wie wir funktionieren, wie viel Sex man zu haben hat. Da liegt so viel Schuld und Scham drauf in unserer „oversexed and underfucked“-Gesellschaft. Weil einem die Gesellschaft vormacht wie es zu sein hat. Und auch die eigene Beurteilung, gerade bei Frauen. Nicht gut genug, nicht schön genug, zu dick, zu dünn, zu groß, zu klein…
Anna:
Ich finde auch, es ist so ein großes Thema bei uns in der Gesellschaft, dass diese Dinge überdeckt und übermantelt werden. Mit Fernsehen, Internet, mit irgendwelchen Tätigkeiten… Hauptsache etwas darüberstülpen, um sich nicht damit auseinandersetzen zu müssen. Daher ist es so ein wichtiger Ansatz, sich das bewusst zu machen, dass man vielleicht seine Intuition verloren hat. Vielleicht liegen auch schon Beschwerden vor, die darauf hindeuten. Denn unser Körper zeigt uns die Zeichen – auf körperlicher und geistiger Ebene. Und irgendwann, wenn es nicht mehr anders geht, bekommt man es oft mit dem Knüppel über. Aber bevor es so weit ist, gibt es so viele Warnzeichen.
Wenn wir nun von der eigenen Sexualität weitergehen, in die Sexualität einer Partnerschaft, dann möchte ich zur nächsten Frage kommen. Wenn die Sexualität in einer Beziehung eingeschlafen ist, hört man oft als Ratschlag, man soll es doch einfach wieder mal machen. Ist das wirklich so einfach?
Tina:
Ich würde gerne „Ja“ sagen, aber ganz so einfach ist es nicht. Wir sollten aber nicht sagen, dass es schwer ist – das wäre falsch manifestiert.
Es ist dann einfach, wenn wir etwas spielerischer an die Sache rangehen, den Ernst rausnehmen, auch mal Leistungsdruck und Erwartungen ablegen. In diesem Fall würde ich empfehlen, Momente zu schaffen, wo man sich wieder treffen kann. Es muss nicht gleich Sex sein. Vielleicht ist auch schon kuscheln oder ein Candle Light-Dinner mal wieder gut, um den Partner näher zu kommen.
Kommunikation ist das A und O! Es ist dabei sehr wichtig, jegliche Bewertung und Beurteilung rauszulassen. Wenn ich sage, dass das meine Wahrnehmung ist, sollte der andere nicht denken, er hat etwas zu erfüllen. Ich habe nur MEINE Gefühle geschildert, der andere schildert SEINE Gefühle, und dann schauen wir, was wir daraus machen. Man sollte aussprechen, was man denkt, und aber auch aushalten, wenn man unterschiedlicher Meinung ist. Wichtig ist es weg von diesem DU zu kommen, sondern selbstbezogen mit ICH zu sprechen. Ich sollte sagen, was MIR fehlt, wich ICH es haben will und Erwartungen rausnehmen. Da gibt es dann so viele Möglichkeiten. Jeder kann seine Ideen einbringen zB nächste Woche MI machst du, was du denkst, die Woche drauf schlage ich etwas vor. Aber wenn man darauf wartet, dass alles von selbst wieder kommt, da wartet man wohl ewig.
Anna:
Weil du gerade von der Kommunikation und diesen ICH-Mitteilungen gesprochen hast, ist mir ein kürzliches Erlebnis eingefallen. Es kann tatsächlich vorkommen, dass mein Mann und ich uns 2 – 3 Tage nicht sehen (obwohl wir zusammen wohnen), weil wir uns nur die Klinke in die Hand geben, wenn wir beide voll durchgetaktet sind. Letztens war endlich wieder mal ein Abend wo wir uns beide sehen und uns austauschen können. Da ist mir etwas aufgefallen. Wir waren beide schon furchtbar müde und haben uns in den Arm genommen. Und da habe ich gespürt, er ist jetzt zwar körperlich aber geistig nicht da. Ich habe ihm dann gesagt, dass er gerade geistig nicht da ist und ich jetzt nur diesen einen kleinen Moment eine tiefe Umarmung genießen möchte. Und ihm ist es dann auch aufgefallen. Oft sehen wir das Thema Sexualität so groß. Aber es sind diese kleinen Momente, die so viel ausmachen. Mal wahrzunehmen, ob ich gerade mit meinem Partner wirklich DA bin. Es sind oft die kleinen Momente, die man mitnimmt in den Alltag, und man beginnt sich dann wieder auf den anderen zu freuen!
Aber was machen wir in folgendem Fall: Ich möchte gemeinsam in der Partnerschaft wachsen, Dinge mit meinem Partner besprechen, z.B. dass die Sexualität eingeschlafen ist. Und aber es geht nicht. Was tue ich, wenn ich wachsen möchte, aber der Partner nicht? Wie löse ich das dann für mich?
Tina:
Das Thema habe ich schon öfter in meiner Arbeit erlebt. Wer wächst wie weit und wie schnell. Es ist sehr selten, dass man auf Dauer gleich schnell und gleich weit wächst wie der andere. Und da ist nur Ehrlichkeit und Kommunikation der Weg!
Ich muss klar sagen, ich habe dieses Bedürfnis, diesen Wunsch, diese Sehnsucht. Wenn ich einfach sage, meine Bedürfnisse sind nicht erfüllt worden (obwohl ich es nie angesprochen habe), dann habe ich ja die Verantwortung abgegeben. Wenn ich aber spüre, ICH brauche das, ICH möchte das, ICH will das für mich – und man hat es gemeinsam bis zum heutigen Tag noch nicht so hinbekommen, trotz Kommunikation, dann muss man ganz klar Position beziehen und sich nicht mit weniger zufrieden zu geben. Man sollte immer wieder in das Gespräch gehen. In so einer Kommunikation ist es aber immer wichtig raus aus den Emotionen zu kommen, weil da so schnell eine Schuldzuweisung passiert. Wenn ich aber nach mehreren Malen merke, dass es sich nicht verändert hat, dann darf man auch der Realität mal ins Auge schauen. Es ist wichtig, nicht weiter zu glauben, dass es schon irgendwie irgendwann mal anders wird.
Man sollte seine Bedürfnisse dann klar zu äußern. Vielleicht gibt es andere Ideen, das zu lösen, wenn es dem anderen nicht so wichtig ist wie mir. Gibt es vielleicht eine andere Möglichkeit die Beziehung zu öffnen, das Beziehungskonzept zu verändern etc. Man kann nicht erwarten, dass es der andere auch so möchte. Aber man muss zu sich stehen und sollte den Schritt nicht zurückgehen und sich mit irgendwas zufrieden geben, warten oder hoffen. Das habe ich in allen Lebensbereichen lang genug ausprobiert und möchte ich jedem mitgeben: Nicht machen! Früh selbst handeln und Verantwortung übernehmen. Dinge werden nicht einfach irgendwie, irgendwann von sich aus anders. Man muss es dann einfach aussprechen, wie wichtig einem etwas ist und die Priorität klar machen. Und wenn jemand da nicht mitgehen will – egal ob Sexualität oder sonst was im Leben – dann ist es ok. Das bedeutet dann aber auch, dass wir entweder das Konzept verändern oder wir uns trennen.
Anna:
Du sagst etwas sehr Wichtiges, und da muss ich mich selbst immer wieder an die Nase nehmen. Wenn uns etwas wichtig ist, und ich rede als Frau, dann bemerke ich es bei mir selbst immer wieder, dass mein Mann oft nicht mitgeht, zuhört oder gleich auf Abstand geht. In dem Moment funktioniert es bei mir noch nicht, so weit bin ich noch nicht, aber es ist mir schon aufgefallen und ich arbeite daran. Wenn ich das Gespräch dann zurückspule, bin ich immer im Vorwurf. Ich bin nicht bei ICH-Botschaften, sondern bei DU-Botschaften. Ich beobachte etwas Angriffiges in mir. Stattdessen sollte ich mal tief durchzuatmen und locker, flockig, positiv über meine Wünsche und Bedürfnisse sprechen. Das braucht aber viel Zeit für mich das zu verinnerlichen. hast du uns besonders viele Tipps mitgegeben – danke dafür!
Tina:
Niemand auf dieser Welt ist verantwortlich für unser Glück und niemand kann uns glücklich machen. Das können wir nur selbst. Und es ist die Sahnehaube auf dem Eisbecher, mit dem Partner zusammen, die Erfüllung, die Temperatur nach oben zu drehen. Es ist schön, wenn man jemanden getroffen hat, mit dem man einen Teil des Lebens oder das ganze Leben geht. Aber man muss sich bewusst darüber sein, dass jeder ein Individuum ist, und jeder seine gleichen Rechte zum Leben, zu Einstellungen etc. haben darf und muss. Und entweder ich entscheide mich, diese Seele mitzubegleiten, oder nicht. Dann ist da nicht so viel Bewertung und Verurteilung drinnen, sondern viel mehr Liebe. Auch wenn es bedeutet, dass man sich selbst denkt, „ich hätte es gerne anders“. Entweder ich finde mit dieser Seele einen Weg, oder ich muss einen Weg für mich alleine suchen, aber verantwortlich ist der andere dafür nicht.
Anna:
Eine Freundin hat mal zu mir gesagt: „Wenn du dich ärgerst, dann frage dich, was denn jetzt die Liebe dazu sagen würde.“ Liebend mit sich selbst und mit anderen zu sein, ist ein heilender Tipp, den ich gerne noch mitgeben möchte.
Wir denken oft in diesen Normen. Es ist normal, dass wir uns so und so ernähren. Es ist normal, dass wir so und so viel Sex haben. Aber es kann auch sein, dass wir ein paar Monate in einer Beziehung keinen Sex haben. Es ist bei vielen anderen Paaren vielleicht auch so. Aber das erzählt dir ja keiner, darüber redet keiner. Ich versuche immer zu transportieren, dass es für DICH gut sein muss, für EUCH als Paar, ihr müsst gut darüber sprechen können, aber immer im Hinblick, wo das Ziel ist als Paar. Gibt es deiner Meinung nach einen Punkt, an dem es kippt, an dem es vielleicht schwierig wird, wieder Sex zu haben.
Tina:
Den Punkt, an dem es kippt gibt, den gibt es bestimmt. Aber ich habe da keine generelle Antwort, weil das genauso individuell ist, wie jeder Mensch auch. Egal ob jung oder alt – Sex is so much more than sex. Sex fängt ganz wo anders an – es gibt Tausend andere Sachen, die genauso Sex und Sexualität sind, als wirklich nur die Vereinigung von zwei Menschen.
Wenn ich aber jetzt in den folgenden Sätzen von Sexualität rede, meine ich die Vereinigung. Für den einen ist Sex unglaublich wichtig, und auch bei den Werten ganz hoch, und bei manchen ist der Wert nicht so hoch. Daher gibt es nicht den eine kritischen Moment. Bei dem einen sind 5-6 Wochen ohne Sex in einer Beziehung undenkbar, bei dem anderen sind 7-8 Monate vollkommen in Ordnung. Ich finde, man sollte sich selbst immer wieder wertfrei fragen, wie stark es mich beeinflusst, dass ich keinen Sex habe und sollte dann aber auch ehrlich zu sich selbst sein. Es passiert oft im Unterbewusstsein, sich einzureden, dass es schon okay ist, wie es ist. Aber wir sollten beginnen, ehrlich zu uns selbst zu sein, dass unsere Bedürfnisse andere sind, egal in welche Richtung (ob mehr oder weniger) und das dann auch ansprechen. Wo fühle ich mich selbst sexy? Wo fühle ich Sinnlichkeit? Wo fühle ich Verbindung? Wir brauchen nicht die körperliche Vereinigung, um dieses Gefühl zu haben. Aber dieses Herzerwärmende, Liebende, Erfüllende darf halt nicht einschlafen. Das ist ja das, worauf wir hinauswollen, damit das Qi im Körper fließt.
Anna:
Die Auseinandersetzung damit, wie viel für MICH gut, richtig, wichtig und normal ist, nimmt so viel Stress und Druck. Denn wir orientieren uns ja auch in Bezug auf Sex an der Gesellschaft, die uns viele Sachen vorspielt und vorgibt. Und wir können nicht hinter die Kulissen blicken und sehen, ob es wirklich so fein ist. Ich denke, wenn wir für uns als Paar einen Weg finden – nachdem wir uns mal selbst im Klaren sind was wir möchten – dann ist schon der erste Schritt getan Qi-Stau zu lösen. Und für alle, die sich jetzt vielleicht noch fragen, was Qi-Stagnation ist: Das ist unsere LEBENSenergie, die nicht frei in unserem Körper fließt, und sich dann manifestieren kann und sich in Schmerzen im Körper zeigen kann oder durch Frustration, negative Gefühle…
Eine letzte Frage noch Tina: Wenn wir über Durststrecken in einer Beziehung sprechen – gibt es da noch konkrete Tipps von dir, wie wir mit diesen umgehen können?
Tina:
Da sollte man sich zuerst die Frage stellen, ob es eine Durststrecke sexueller Natur ist, oder ob die Beziehung generell eingeschlafen ist. Wichtig ist, bei sich selbst anzufangen. Meistens ist in dem Fall automatisch die eigene Energie niedriger. Wenn ich gerade nicht zufrieden bin, ist das meist ein eigener Spiegel von meinem Inneren. Ich habe meine Unzufriedenheit von mich auf den anderen projiziert. Was mir dann hilft und mich zu mir bringt, ist es mich um mich selbst zu kümmern. Man sollte nicht an dem Mangel festhalten, was ich in der Beziehung gerade nicht habe. Sondern man sollte schauen, was in meinem ganz eigenen Leben gerade nicht gut ist, unabhängig vom Partner. Wo fühle ich mich gerade nicht wohl? Ist es der Job, die Familie, der Körper? Egal was es ist, es ist wichtig, erstmals den Fokus auf sich zu legen durch Selbstfürsorge. Dann überträgt sich unsere positive Energie und unsere Stimmung automatisch auf den anderen!
Gleichzeitig zu spüren, dass es gerade nicht passt, bedeutet aber auch, dass wir die anderen Sachen nicht zur Priorität gemacht haben, sonst wäre ja gar keine Durststrecke entstanden. Wenn ich sage es ist gerade stressig, Corona-Situation, Kind etc., dann habe ich die Verantwortung schon wieder abgegeben und die Schuld im Außen gesucht – und es selbst nicht zur Priorität gemacht. Sich um sich selbst zu kümmern bringt einen weg von dem, was man nicht hat, was man ganz alleine steuern kann. Die Frage ist: Was kann ICH für mich alleine tun, damit es mir besser geht? Das hat sehr oft etwas verändert bei mir.
Und neben dem Blick auf mich und die Selbstfürsorge, ist der andere wichtige Punkt die Kommunikation mit dem Partner. Man sollte sich mitteilen und nicht zudeckeln und wegschieben
Anna:
Du bist eine unglaublich bereichernde Frau und ich bedanke mich sehr bei dir! Ich bin froh, dass wir gesprochen haben und dieses wichtige Thema so wieder in die Welt bringen. Ich hoffe, dass du noch ganz viele Menschen mit deiner Art, mit deinem Sein und mit deiner Arbeit unterstützt und ihnen eine Wegbegleiterin bist. Ich möchte eine große Wertschätzung aussprechen für deine Arbeit und mich herzlich bedanken für unser gemeinsames Gespräch! Ich hoffe, dass dieses Gespräch Menschen bereichert um über den Tellerrand zu blicken und sich etwas mitzunehmen. Herzlichen Dank!
Tina begleitet Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung – egal auf welcher Ebene – ob auf beruflicher, persönlicher, beziehungstechnischer oder sexueller Ebene. Sie ist eine sehr intuitive, feinfühlige und starke Frau, und es zahlt sich unbedingt aus auf ihre Seite zu schauen, auf ihren Instagram-Account, YouTube-Kanal, oder vielleicht spricht dich auf Tinas Retreat an!
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