Shiatsu-und wie es mein Leben verändert hat

Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich diesen sehr persönlichen Artikel veröffentlichen soll. Was mich dazu bewogen hat, es nun doch zu tun, sind jene Menschen, die sich Tag für Tag bei mir in meiner Shiatsu und TCM Praxis mit ihren Sorgen und Ängsten öffnen, mir von ihren Beschwerden und Problemen erzählen. Seien es Frauen mit Kinderwunsch, Mütter oder Businessleute mit ersten Burnout-Symptomen, Menschen mit Schlafstörungen, Tinnitus und Verdauungsbeschwerden. Die Liste könnte noch viel länger sein. Ich lerne auch viele Menschen kennen, die sich nichts sehnlicher wünschen als eine berufliche Veränderung, eine neue Berufung, auszubrechen aus dem Hamsterrad.

Und daher habe ich mich entschieden, meine Geschichte zu erzählen. Sie soll motivieren und vielleicht die eine oder andere neue Perspektive eröffnen.

Es war ein ganz besonderes Wochenende, auf das ich mich schon seit Wochen gefreut habe: drei ganze Tage mit Skifahren, Freunden, Party und vor allem: ohne Laptop. Den ganzen Monat davor habe ich mich in meinem damaligen Job auf ein großes Projekt konzentriert. Das bedeutete: du, dein Computer, das Telefon, unzählige Abstimmungsmeetings, aufgeregte Kunden, dein Team koordinieren, hunderte von Mails, viel Kaffee, unregelmäßiges Essen, dafür viel Süßes und kaum Schlaf. Schlussendlich lief die Präsentation beim Kunden großartig, alle waren begeistert, der Druck viel ab, Hochgefühle und das lange Wochenende stand vor der Tür. Juhu!

Doch es kam ganz anders, als ich es geplant hatte. Noch am Tag der Anreise bekam ich Bauchschmerzen und am nächsten Tag lag ich bereits im Krankenhaus mit akuter Blinddarmentzündung am Operationstisch. Kurz vor der OP wurde natürlich noch stundenlang mit der Firma telefoniert, alles in die Wege geleitet und das Panikgefühl unterdrückt „Oh nein, ich hab meinen Laptop nicht dabei!“.

 

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Kann es sein, dass du gerade schmunzelst und dir denkst: „Oh, ja! Das kann ich gut nachvollziehen!“ ;-)

Auf jeden Fall hatte ich die nächsten Tage im Krankenhaus viel Zeit zum Nachdenken und mir wurde klar: Dieser Dauerstress, der bei mir mittlerweile fast 15 Jahre lang anhielt, kann so nicht weiter gehen! Meine größte Angst damals war, dass mein Körper etwas macht, das ich nicht beeinflussen kann: Panikattacke, Gehörsturz, Atemnot, Weinkrämpfe. Diese Symptome habe ich bei einigen in meinem Umfeld beobachtet, die kurze Zeit später für einige Monate komplett ausfielen.

Ich habe im Krankenhaus das Gespräch mit einem Psychologen gesucht und seine pragmatische Erklärung lautete: „Sie haben seit Jahren regelmäßig Blasen- und Nierenbeckenentzündungen. Na, was glauben Sie, wie viel anders eine Blinddarmentzündung ist? Sie brauchen Erholung und Entspannung. Und kommen Sie mal runter von ihrem Trip!“ Und dann die Frage: „Haben Sie es schon mal mit Shiatsu probiert?

Mit meinem heutigen TCM-Wissen ist mir jetzt natürlich klar, wie meine große Erschöpfung mit all meinen Symptomen zusammenhing, was meinem Körper gefehlt hat und wie ausgebrannt ich im Sinne der TCM war. Heute bin ich dankbar für diese Erfahrung der großen Erschöpfung, denn so kann ich mich umso besser in die Situation meiner Klienten einfühlen und sie nicht nur mit Shiatsu, sondern auch mit der TCM und mit Kräutern begleiten.

Lese dazu mehr in Yin Mangel – Die totale Erschöpfung.

Aber zurück zu meinem Krankenhaus-Aufenthalt:

Shiatsu… was ist denn das schon wieder?

Das habe ich mir damals gedacht, aber ich blieb neugierig. Zuhause angekommen hatte ich lange Zeit, mich im Internet zu informieren und mir gefiel, was ich da las. Spontan entschied ich mich, Shiatsu an meinem eigenen Körper auszuprobieren und vereinbarte einen Termin bei einer nächstgelegenen Praktikerin.

Wenn du mehr erfahren möchtest, was Shiatsu ist und wie es wirkt, dann lies dir meinen Blog Beitrag durch: Was ist Shiatsu und wie wirkt es?

Zwei Monate später habe ich mir einige Shiatsu-Schulen in Wien angeschaut, Schnupperkurse besucht und mich weiterhin regelmäßig mit Shiatsu behandeln lassen. Das ESI – Europäisches Shiatsu Institut in Wien war die letzte Schule, die ich besichtigt habe. Beim Verlassen hat mein Bauchgefühl gejubelt:

„Ich bin angekommen! Das ist meine Shiatsu-Schule!“

Hat man im Büro deutlich mehr als acht Stunden täglich mit Plastik unter den Fingern zu tun, sind Selbstzweifel, eine Shiatsu Ausbildung zu beginnen, bestimmt nicht ungewöhnlich. „Kann ich fremde Menschen angreifen?“, „Werde ich mich bei überraschenden Gefühlsausbrüchen angemessen verhalten können?“. Das waren nur zwei der unendlichen Fragen, die ich mir damals gestellt habe. Doch bereits beim ersten Schnupperkurs waren sämtliche Selbstzweifel verschwunden.

Ich fand die Ausbildung von Anfang an einfach nur unendlich spannend und wunderschön!

Einen Satz werde ich nie vergessen! Den hat mir eine Freundin geschenkt und der hat mich während meiner gesamten Shiatsu-Ausbildung begleitet: „Als hättest du nie etwas anderes gemacht.“

Ich hatte das Glück, dass ich mich mit meinem damaligen Arbeitgeber auf ein Jahr Bildungskarenz einigen konnte. Dafür werde ich auf ewig dankbar sein. Somit konnte ich mich voll und ganz dem Shiatsu widmen. Das war ein wichtiges Jahr für mich, in dem ich mal „runter gekommen bin von meinem Trip“, zu mir fand und mich auf eine wunderbare Art und Weise weiterentwickeln konnte.

Shiatsu ist für mich die Tür in eine neue Welt

  • Dort lerne ich viel über mich selbst,
  • begegne unterschiedlichsten Menschen mit verschiedenen körperlichen Beschwerden, geistigen und seelischen Blockaden,
  • erfahre zwischenmenschliche Begegnungen ohne Oberflächlichkeit
  • und ohne Vorurteilen,
  • und stoße auf immer wieder neue Themen der Körperarbeit,
  • der Energieflüsse,
  • emotionale Zusammenhänge und
  • entdecke das Feinstoffliche, den Raum zwischen den Klienten und mir.

Shiatsu zu geben ist für mich von Mal zu Mal unterschiedlich – genau so unterschiedlich wie wir Menschen eben sind. Ich komme immer wieder in neue Situationen, jede Behandlung hat andere Aspekte und Schwerpunkte und es wird nie langweilig.

Ein zusätzlicher positiver Nebeneffekt ist, dass ich mich als Shiatsu-Praktikerin während einer Behandlung, oft selbst sehr gut entspannen und regenerieren kann. Eine Win-Win-Situation also :-)

Eine weitere spannende Erfahrung war für mich, dass, je mehr ich mich und mein Shiatsu „an den Mann und an die Frau bringen“ wollte, umso weniger neue Probe-Klienten kamen. Ich hab schon einige Zeit gebraucht, bis ich gelernt habe, mir auf die Zunge zu beißen und nicht bei jedem Wehwehchen, das die Menschen um mich erwähnten, sofort, voller Begeisterung und Überzeugung, Shiatsu als Lösung anzubieten :-) Oft haben interessierte Fragen mehr bewirkt als das Überreichen einer Visitenkarte.

Ich habe gelernt, wie gut es tut, auch mal loszulassen und welche Glücksgefühle man empfindet, wenn ES von selbst wieder zurückkommt.

Meine eigenen Erfahrungen helfen mir in den Gesprächen mit betroffenen KlientInnen enorm:

  • das Gefühl der großen Erschöpfung,
  • der Überlastung,
  • das Gefangen-Sein im „Hamsterrad“,
  • der tägliche stressige und sehr fordernde Job,
  • aber auch das Gefühl des eigenen hohen Anspruchs an sich selbst
  • und des Perfektionismus, der einer der wichtigsten Gründe für Überlastung und Stress ist,
  • das Gefühl und der Druck des „Entsprechenmüssens“.

Ich kann sehr gut zuhören – und dafür brauche ich oft meine Ohren gar nicht – und den Menschen, die zu mir kommen, einen Raum bieten, in dem sie loslassen und sie selbst sein können.

Ich bin ein fürsorglicher Mensch und möchte, dass es meinen KlientInnen gut geht, jedoch bin ich auch im positiven Sinn ein Egoist und schau sehr auf mich. Meine Überzeugung ist:

„Wenn es mir nicht gut geht, kann ich meinem Umfeld nicht entsprechend Gutes tun. Wenn ich mit mir nicht im Reinen bin, kommt diese „unreine“ Energie bei meinen KlientInnen an. Wenn ich selbst nicht in meiner Balance bin, kann ich meine KlientInnen schwer in Balance bringen.“

Daher ist es meine Überzeugung, meine Aufgabe und sogar ein Stück weit meine Pflicht, meinen Körper vital und gesund zu halten, mich selbst weiterzuentwickeln und auf meine Energie und meine Ressourcen Acht zu geben. Dabei hilft mir das Wissen um die Traditionelle Chinesische Medizin enorm.

Weil ich auch meinen Klienten mein Wissen um die TCM weitergeben möchte, habe ich mich damals während meiner Shiatsu-Ausbildung entschlossen, die TCM Ernährungslehre zu studieren. Ich möchte den Menschen neben Shiatsu-Behandlungen auch Ernährungsberatung anbieten und ihnen konkret zeigen, wie sie Beschwerden durch die richtige Ernährung, mit Hilfe von Kräutern oder durch die Änderung ihrer Lebensweise lindern können. Die Kombination von Shiatsu mit der TCM ist besonders effektiv.

Ich wünsche mir für mich selbst, dass ich die Neugierde an den Menschen, die Lust,, sie zu begleiten und ihnen mein Wissen zu schenken, nie verliere und aus dem Lernen und Staunen nie heraus komme :-)

Wie geht es dir mit deinem Stressmanagement? Sitzt du auch gerade im Hamsterrad und suchst nach einen Ausweg? Mich interessiert auch deine Geschichte und ich freue mich, wenn du mir einen Kommentar hinterlässt.

 

Über die Autorin Anna

Über die Autorin - Anna Reschreiter

Ich bin Anna Reschreiter und ich zeige dir, welche geniale Wirkung die einfachsten LEBENSmittel auf dein körperliches und geistiges Wohlbefinden haben und wie du dieses Jahrtausende alte Wissen in deinem modernen Alltag nutzen kannst. Schlau und einfach!

 

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There are 2 comments on this post

  1. Karoline Eisl
    30. November 2015

    Ich bin gerade auf deine Website gestoßen und habe deinen Artikel über deinen persönlichen Weg zu shiatsu gelesen. Vieles kommt mir wie aus meinem eigenen Leben vor. Ich habe 15 Jahre im Bereich Medien gearbeitet. Vor noch keiner Woche wurde mein Job im redbullmediahouse gekündigt. Es wurde mir 3 Monate zuvor eine Tätigkeit zugeteilt, welche in 40 Stunden betreut und geleistet würde. Diesen Bereich sollte ich in 20 Stunden erledigen, was objektiv und auch subjektiv nicht machbar war. Als erste Probleme sich einstellen, wurde mir entgegnet, es liegt doch an mir und ich lasse mich nicht ein… Wie auch immer jetzt ist der Spuk vorbei! Im Bereich Medien möchte ich definitiv nicht mehr arbeiten. Ich bin 37 Jahre alt, desillusioniert von dieser Branche und habe den brennenden Wunsch, etwas sinnvolles zu arbeiten. In einem Bereich, der nicht nur an der Oberfläche glänzt, und nicht alles an eine irrwitzige Deadline gebunden ist. Gleichzeitig habe ich natürlich bedenken, in eine Ausbildung zu investieren, ohne zu wissen, ob ich mir dadurch eine Existenzgrundlage schaffen kann..

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      Anna Reschreiter Author
      8. März 2016

      Liebe Karoline,
      vielen Dank für deine Nachricht. Sie hat mich sehr berührt, denn ich kenne kaum Menschen, die von sich behaupten, genau das zu tun, was ihnen so richtig Spaß macht und sie erfüllt. Jeder ist auf der Suche. Alle wollen „irgendwann mal das machen, was mir so richtig Spaß macht“. Ich weiß wie schwer es sich dieses „irgendetwas“ zu finden und wünsche dir von Herzen, dass es DICH finden wird. Freu mich, wenn du wieder von dir hören lässt und berichtest, wie es dir mittlerweile geht.
      Alles Liebe, Anna

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