PODCAST | Vegetarische und vegane Ernährung in der TCM

Immer mehr Menschen entscheiden sich dazu, auf tierische Produkte auf ihrem Teller zu verzichten und sich vegetarisch oder vegan zu ernähren. Eine vegetarische Ernährung bedeutet für viele Personen ein Verzicht auf Fleisch, einige streichen aber auch Fisch vom Speiseplan. Die vegane Ernährungsweise ist hingegen rein pflanzlich, es werden also gar keine tierischen Produkte verzehrt, auch keine Milchprodukte, Eier oder Honig.

Die Gründe für eine vegetarische oder vegane Lebensweise sind unterschiedlich. Oft stehen Nachhaltigkeit und Ethik im Fokus. Massentierhaltung, Tiertransporte, Medikamenteneinsatz, sowie globale Auswirkungen auf unseren Planeten sind Gründe, die diesen Entschluss mehr als nachvollziehbar machen. Ich selbst habe mich 7 Jahre lang vegetarisch ernährt, weil ich dieses ausbeuterische und abartige System nicht unterstützen wollte. Ich habe damals aber entschieden, dies nur so lange durchziehen, wie es sich für mich richtig und gut anfühlt, und solange mein Körper mir nicht Zeichen gibt, dass ihm etwas abgeht. Als dies der Fall war, habe ich Fleisch wieder in meinen Speiseplan integriert. Aber nur noch aus absolut artgerechter Tierhaltung!

Andere Menschen entscheiden sich auch aufgrund der persönlichen Gesundheit für den Verzicht auf tierische Produkte. Aber ist eine vegane Ernährungsweise wirklich so gesund? Und lässt sich diese mit der Traditionell Chinesischen Medizin überhaupt verbinden? Darauf werde ich heute in meinem Blog-Artikel näher eingehen.

 

Podcast

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Tierische LEBENsmittel aus Sicht der TCM

Die Ernährung nach der Traditionellen Chinesischen Medizin ist grundsätzlich keine vegetarische oder vegane Ernährungsweise. Fleisch, Eier und Butter gelten als kostbare LEBENSmittel, die Blut und Essenz aufbauen und Qi stärken. Besonders Kinder benötigen dies aus Sicht der TCM für ihr Wachstum und ihre Entwicklung. Oder auch für Frauen nach ihrer Menstruation oder nach einer Geburt ist es zu empfehlen, den Blutverlust mit etwas Fleisch und Eiern wieder zu kompensieren.

Was aber aus Sicht der TCM vorrangig ist, ist Regionalität und Saisonalität und hochwertige, biologische, nachhaltige und ethische LEBENSmittel zu verwenden. Und dies ist vor allem bei tierischen Produkten sehr wichtig. Es ist daher zu empfehlen, tierische LEBENSmittel wie Eier, Fleisch und Milchprodukte ausschließlich in Bio-Qualität zu verwenden.

  • Eier gelten in der TCM als sehr kostbar und können daher regelmäßig auf den Teller kommen. Sie sind nährend und daher ideal um nach einer längeren Krankheit zu Kräften zu kommen. Sie stärken dein Qi und Yin und bauen Blut und Essenz auf und sind daher wertvoll bei Untergewicht, Erschöpfungszuständen und Blutmangel. Im Übermaß können aber Eier auch Nässe und Stagnationen erzeugen, besonders wenn du auch viel Fleisch oder Milchprodukte isst. Aber wenn deine Ernährung vorwiegend aus Gemüse und Getreide besteht und du Fleisch und Milchprodukte sparsam einsetzt, sind auch mehr Eier kein Problem.

 

 

  • Fleisch wird in der TCM empfohlen, aber nur in sehr geringen Mengen, wohingegen in unserer westlichen Ernährungsweise Fleisch oft in sehr großen Mengen gegessen wird. Um Blut und Essenz aufzubauen, ist es aus Sicht der TCM ausreichend, nur 2 – 3 x pro Woche geringe Mengen (2 – 3 EL) an Fleisch zu sich zu nehmen. Dann ist es zu empfehlen, dieses klein geschnitten in die Speisen einzubauen – in Eintöpfe oder Suppen – und nicht große Mengen an Fleisch anzubraten und mit wenig Gemüse zu servieren, wie es bei uns im Westen oft gehandhabt wird. Denn zu viel Fleisch erzeugt Nässe und vor allem Hitze in deinem Körper und fördert somit entzündliche Prozesse und toxische Hitze. Vor allem bei Hautbeschwerden, Gelenksbeschwerden, Übergewicht, Gicht und entzündlichen Erkrankungen ist es daher ratsam eine Zeit lang auf Fleisch zu verzichten. 
  • Milch und Milchprodukte (wie Milch, Käse, Topfen, Joghurt) sind aus Sicht der TCM extrem schleimbildende Nahrungsmittel, da Milch alle Stoffe einer kompletten Mahlzeit enthält. Nimmt man diese LEBENSmittel zu oft zu sich, kann sich viel Nässe und daraufhin Schleim bilden, woraus Krankheiten resultieren können. Dadurch sollten Milchprodukte generell nur sparsam verzehrt werden. Zu den kostbaren Milchprodukten zählen allerdings Fette wie Schlagobers und Butter, welche in der TCM in kleinen Mengen problemlos regelmäßig in den Speiseplan aufgenommen werden können um den Aufbau von Blut, Essenz und Qi zu unterstützen.

In der TCM werden tierische LEBENSmittel also als wertvoll betrachtet und in den Speiseplan regelmäßig integriert, man achtet aber bewusst auf dosierte Mengen. In Kombination bilden Fleisch und Milchprodukte im Übermaß, wie es bei uns im Westen oft gehandhabt wird, Feuchte Hitze und letztendlich auch Schleim.

Eine vegetarische oder vegane Ernährungsform besitzt also bei richtiger Anwendung bedeutend weniger Komponenten, die Schleim und Hitze bilden. Allerdings ist man hier mit anderen Herausforderungen konfrontiert.

 

Vegetarisch/Vegane Ernährungsweise aus Sicht der TCM

Viele Veganer oder Vegetarier, insbesondere wenn sie noch sehr jung sind, machen sich leider zu oft keine Gedanken über eine gute, gesunde und ausgewogene vegetarische oder vegane Ernährung. Es werden einfach Fleisch oder auch andere tierische Produkte vom Speiseplan gestrichen, ohne Rücksicht auf einen geeigneten Ersatz für das tierische Eiweiß zu nehmen… so, wie ich es damals leider auch 7 Jahre lang gemacht habe. Daher wird besonders eine vegane Ernährung (in der TCM als auch in der westlichen Medizin) oft als risikoreiche Ernährungsform betrachtet, wenn sie nicht korrekt durchgeführt wird, denn dann besteht die Gefahr vieler Mängel. 

 

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Eine falsch gestaltete vegane Ernährung kann aus Sicht der TCM viel Kälte und Feuchtigkeit im Körper erzeugen, welche auf Dauer Krankheiten verursachen kann. Viele Vegetarier und Veganer habe ich in meiner TCM Praxis bereits beraten und begleiten dürfen, die dazu tendieren vorwiegend Rohkost, Brotmahlzeiten, Kuchen und Kaltes zu essen. Dann kühlt aber die Mitte ab, die Verdauung wird träge, der Nahrungsbrei bleibt länger liegen und es beginnt sich Nässe zu sammeln. 

Aber mit ausreichendem Hintergrundwissen kann man diese Ernährungsform sehr gesund gestalten. Es ist allerdings wichtig, sich mit der Zusammensetzung und Zubereitung ein bisschen auseinanderzusetzen und seine Ernährung abwechslungsreich und ausgewogen zu gestalten. Gekochte und bekömmliche Mahlzeiten mit einer verdauungsfördernden Zubereitung bilden hier die Basis. 

Langes Kochen von Gemüse und Suppen macht diese bekömmlicher und leicht verdaulicher, denn der lange Kochprozess wirkt aus Sicht der TCM wie eine „vorverdaute“ Speise und schont dein Verdauungs-Qi. Du brauchst aber keine Angst zu haben, dass du Vitamine und Mineralstoffe verkochst und dadurch an Vitaminmangel leidest. Denn aus Sicht der TCM geht es um die energetische Wirkung der LEBENSmittel. Versuche so bunt und abwechslungsreich wie möglich zu essen, dann wirst du mit allem versorgt, was dein Körper braucht.

 

Tipps aus der TCM für Vegetarier oder Veganer

Achte bei deiner vegetarischen oder veganen Ernährung ganz besonders auf Abwechslung und natürliche Eiweißquellen:

  • Iss täglich Hülsenfrüchte aller Art wie Linsen, Kichererbsen, Bohnen
    Kombiniere Hülsenfrüchte idealerweise in jeder Mahlzeit mit Getreide, dann erreichst du ansatzweise die Wertigkeit der Proteine, die auch tierisches Eiweiß besitzt. Diese Kombination findet man in vielen Kulturen am Teller: Linsen mit Fladenbrot in Indien, Kidneybohnen mit Maisgerichten in Mittelamerika und Tofu mit Reis in Asien.
  • Koche täglich Getreide zum Frühstück wie Haferflocken, Hirse, Gerste oder Grünkern. Besonders Grünkern unterstützt deine Leber sehr gut und fördert somit die Produktion von Blut.
  • Baue Nüsse und Samen in alle deine Speisen ein
    Auch sie sind eine hochwertige Eiweißquelle und gelten als Essenz-Medizin. Alles, woraus Leben entstehen kann (also Samen), nährt auch die Essenz, tonisiert das Blut und Yin. 
  • Verwende gute, kaltgepresste Öle
    Besonders Öle aus Nüssen und kleinen Samen nähren deine Essenz (Yin). Aber auch Olivenöl und Kokosöl sind hochwertige Öle. Wenn du vegetarisch lebst, versuche auch regelmäßig Butter als wertvolles Fett in den Speiseplan einzubauen.
  • Reduziere rohes Gemüse und rohes Obst, denn Rohkost schwächt deine Mitte und kühlt sie ab. Koche dir stattdessen regelmäßig Gemüsesuppen, Gemüsewoks, Aufläufe und Kompotte. Besonders grünes Gemüse solltest du oft in den Speiseplan aufnehmen, da es direkt auf den Funktionskreis Leber wirkt und Blut aufbaut.
  • Reduziere Brot so gut wie möglich, denn es erzeugt viel Nässe im Körper. Ersetze Brotmahlzeiten durch gekochte Mahlzeiten. Sobald du beginnst ganz bewusst zu kochen, werden automatisch dein Brotkonsum reduziert, als auch dein Gusto auf Süßigkeiten. Dies verringert wiederum die Nässe in deinem Körper.
  • Als Ersatz für Milch wirst du wahrscheinlich Getreidemilch verwenden. Aber übertreibe es damit nicht, denn auch ein Übermaß an Getreidemilch kann Nässe in deinem Körper erzeugen. Mische deine Getreidemilch daher besser 1:1 mit Wasser, wenn du sie regelmäßig verwendest.
  • Oft weichen Vegetarier und Veganer auf Sojaprodukte wie Sojamilch und Sojajoghurt aus. Bitte achte darauf nicht zu viele Sojaprodukte zu essen, denn Soja ist sehr stark abkühlend und kann deine Mitte schwächen. Besser ist es zu Hafer-, Dinkel- oder Reismilch zu greifen.
  • Verzichte unbedingt auf vegane Fertigprodukte und Ersatzprodukte wie Analogkäse, Ei- oder Fleischersatz oder Seitan. Diese Produkte sind sehr stark industriell verarbeitet, mit künstlichen Zusatzstoffen und Emulgatoren versetzt und fördern mit Sicherheit nicht deine Gesundheit, sondern können ihr sogar schaden. Seitan ist zum Beispiel reines Gluten und kann Unverträglichkeiten verursachen. Und Eier kannst du durch viele natürliche Produkte ersetzen.
  • Anstelle von Ei-Ersatz kannst du gesunde Alternativen zum Backen verwenden.
    Apfelmus (80 g = 1 Ei)
    Johannisbrotkernmehl (1 gehäufter Teelöffel in 40 ml Wasser = 1 Ei)
    Banane (1/2 Stück = 1 Ei)
    Pfeilwurzelstärke (1/2 EL in 3 EL kaltem Wasser = 1 Ei)
  • Auch Nudeln sind stark verarbeitete Nahrungsmittel und sollten nicht jeden Tag auf deinem Teller landen. Ersetze sie öfter durch Reis oder anderes gekochtes Getreide. Oder probiere auch gelegentlich mal Gemüsenudeln, indem du mit einem Gemüseschäler beispielsweise Zucchinistreifen über dein Sugo schälst, oder dir einen Spiralschneider zulegst, mit dem du aus nahezu jedem Gemüse Nudeln erzeugen kannst 

 

Ich möchte dich auch dazu auffordern jedem sein Ernährungsprinzip einzugestehen. Oft bemerke ich eine große Rivalität und sogar Aggressivität zwischen dem „fleischfressenden Lager“ und dem „fleischlosen Lager“. Das finde ich sehr schade, denn wir sollten die Überzeugung und die Bedürfnisse unserer Mitmenschen akzeptieren und annehmen. Ist es nicht schöner in einer Welt voller Vielfalt und Andersartigkeit zu leben als in völliger Gleichheit?

 

 

Über die Autorin Anna

Über die Autorin - Anna Reschreiter

Ich bin Anna Reschreiter und ich zeige dir, welche geniale Wirkung die einfachsten LEBENSmittel auf dein körperliches und geistiges Wohlbefinden haben und wie du dieses Jahrtausende alte Wissen in deinem modernen Alltag nutzen kannst. Schlau und einfach!

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