PODCAST | Getreide und die Wirkung aus Sicht der TCM
Es gibt so viele unterschiedliche Getreidesorten, die wir meistens entweder nicht kennen oder sie nur in verarbeiteter Form essen:
Grünkern zum Beispiel. Weißt du eigentlich, wie unglaublich lecker Grünkern schmeckt? Du wirst ihn wahrscheinlich nur als Grünkernlaibchen kennen. Vielleicht als fertige Mischung, die nur noch mit Wasser angerührt wird und dann rausgebacken. Die Wirkung von Grünkern ist in unseren Breitengraden niemandem bekannt.
Hast du schon mal Hafer für einen Tee genutzt und weißt du, wie belebend und wohltuend er wirkt? Die meisten kennen und nutzen nur Haferflocken, und auch da die “falschen” oder zumindest die, die eher schwer verdaulich sind. Heute möchte ich dir auf jeden Fall einige Tipps und einiges an Wissenswertem zu Hafer und seiner Wirkung erzählen.
Reis, vielleicht sogar Couscous (weil er super schnell zubereitet ist) oder Quinoa (weil er als alternative Eiweißquelle die letzten Jahre an Popularität dazugewonnen hat) sind Getreide, die immer wieder zubereitet werden.
Aber was ist mit Dinkel, mit Amaranth (ok das ist ein Pseudogetreide, trotzdem möchte ich heute ebenso über Amaranth sprechen). Was ist mit Buchweizen, Gerste, Hirse, Roggen und Weizen?
Getreide ist in der Traditionellen Chinesischen Medizin nicht nur ein LEBENSmittel, das gerne als eine der vielen Beilagen zubereitet wird. Jedes Getreide hat
- eine ganz bestimmte Wirkung auf deinen Körper,
- eine eigene Thermik und
- kann ganz unterschiedlich zubereitet und genutzt werden: Stichwort Beilage, Porridge, Mehl, KRAFTsuppe, Blutaufbau, Yin-Tonikum und Tee.
Aber vergiss Sprossen und Keimlinge nicht, die eine wunderbare Abwechslung in deinem Speiseplan bieten können, wenn du an Getreide denkst!
Vom Geschmack her sind alle Getreide süß, oft in Kombination mit einem anderen Geschmack. Alle Getreidesorten tonisieren und stärken dein Qi, also deine LEBENSenergie, deine Kraft, deine Power. In der TCM werden verschiedene Getreidesorten zudem zum Ausleiten von Nässe und Toxinen empfohlen oder zur Unterstützung von Verdauung und Darm.
Ganz wichtig ist dabei zu beachten, dass du Getreide nicht roh essen solltest. Das klassische Müsli mit kalter Milch und rohen Flocken wirst du in der TCM Küche nicht finden. Dies belastet deine Mitte und Verdauung viel zu stark und kostet enorm viel Energie für die Verdauung. Wir kochen Getreide und Getreideflocken, um deren Verdaulichkeit zu fördern und deine Mitte, deine Verdauung und deine gesamte Energie zu schonen.
Ich möchte hier in diesem Blogartikel nicht auf das Thema Glutenunverträglichkeit oder Zöliakie eingehen. Das würde den Rahmen sprengen. Dazu mache ich aber sehr gerne einen eigenen Artikel, wenn das Interesse groß ist.
Allgemeines zu Getreide aus Sicht der TCM
Kaufe dein Getreide immer in Bioqualität.
Kaufe dein Getreide, wenn möglich, sogar in Demeter-Qualität.
Um Staub und andere Fremdstoffe zu entfernen, solltest du dein Getreide vor der Zubereitung immer gründlich unter fließendem Wasser waschen. Das mache ich so, dass ich die jeweilige Menge an Getreide in ein Sieb gebe und dann unter fließendem Wasser wasche, bis das Wasser klar ist.
Einige Getreidesorten brauchen eine gewisse Einweichzeit. Amaranth zum Beispiel weiche ich über Nacht ein. Genauso Reis, Gerste, Dinkel oder Grünkern.
Durch das Einweichen wird Amaranth erst so richtig gschmackig.
Viele haben Angst oder Respekt vor Giftstoffen, wie zum Beispiel Arsen im Reis. Dies kannst du durch das Einweichen und Waschen von Reis minimieren.
Warum solltest du Getreide anrösten?
In der TCM Küche empfehlen wir häufig, Getreide vorm Kochen anzurösten. Das kannst du am besten nach dem Waschen in einer beschichteten Pfanne machen. Dafür reicht wirklich eine ganz normale beschichtete Pfanne, du brauchst kein Öl dazu, gib das Getreide in die Pfanne, dreh die Herdplatte auf mittlere Temperatur auf und bleib bitte immer daneben, weil es sehr schnell anbrennen kann. Am besten du röstest dein Getreide so lange, bis es zu duften beginnt oder bis der Reis leicht glasig wird. Bei Hirse zum Beispiel verändert sich der Geschmack von bitter zu leicht nussig.
Grundsätzlich dient das Anrösten von Getreide dazu, Nässe und Schlacken im Körper noch besser zu binden und zu trocknen. Das bedeutet, das geröstetes Getreide trocknender wirkt. Diesen Effekt kannst du vor allem nutzen, wenn du:
- zu Nässe und Schlacken neigst, also zu Cellulite, Übergewicht, einem weichen und schwachen Gewebe neigst
- wenn du durch zu viel Nässe in deinem Körper müde, träge, antriebslos bist – vor allem nach dem Essen
- wenn du zu unreiner und großporiger Haut neigst
Schau dir deine Zunge an in der Früh nach dem Aufstehen: ist dein Zungenkörper “breit”, mit welligen Abdrücken links und rechts? Dann solltest du etwas gegen Nässe und Schlacken in deinem Körper unternehmen. Dein Zungenkörper wird durch Nässe breiter (genauso wie uns die Nässe allgemein breiter macht und uns das eine oder andere Kilo zuviel auf unseren Rippen beschert) und dein breiter Zungenkörper drückt in der Nacht gegen deine Zähne. Deshalb die Zahnabdrücke als Wellen am Zungenrand.
Getreide anzurösten, oder überhaupt Reis als Getreide Nummer 1 zu wählen, kann dich sehr unterstützen. Zu Reis aber gleich noch mehr!
Getreidesorten aus Sicht der TCM
Hafer aus Sicht der TCM
Hafer gilt als thermisch erwärmendstes Getreide. Es stärkt das Immunsystem, baut Qi, also LEBENSenergie und Kraft auf und wirkt belebend. Du kennst bestimmt: “Bist du vom Hafer gestochen worden?” Bei Kindern fördert Hafer das Wachstum und allgemein stärkt Hafer das Immunsystem.
Du kannst Hafer klassisch zu einem Porridge zubereiten. Mit Trockenfrüchten, Gewürzen, frischem Obst oder Kompott. Aber auch als pikante Variante mit etwas Gemüse reingeraspelt, einem Ei mitgekocht oder auch als Haferflockenkuchen gebacken.
Hafer, und vor allem die gerösteten Haferkörner, kannst du ebenso als Tee aufkochen, um deine LEBENSgeister zu wecken und ein bisschen vom Hafer gestochen zu werden ;-)
Achte auf die Zeichen deines Körpers, wenn du grundsätzlich zu Hitzesymptomen neigst, zum Beispiel Sodbrennen oder Gastritis, entzündete Pickel oder wenn du schnell schwitzt, dann könnten Haferflocken für deine Mitte zu erwärmend sein. Wähle dann eher Dinkelflocken oder Reisflocken für dein Porridge.
Oft wird Hafer ganz gut vertragen, selbst wenn man zu Glutenunverträglichkeit neigt – aber nicht immer.
Hirse aus Sicht der TCM
Hirse hat einen starken Bezug zu deiner Mitte, baut sie auf und stärkt sie, ist thermisch neutral und trocknet Nässe im Verdauungstrakt. Meiner Meinung nach wird viel zu oft Hirse empfohlen, was ich nicht optimal finde, wenn Hitze im Körper besteht. Hitze lässt nämlich deine kostbaren Körpersäfte verdampfen und diese solltest du immer aufbauen und bewahren, denn sonst drohen Trockenheitssymptome. Hirse kann recht schnell zu stark trocknend wirken, wenn du zuviel davon isst. Also immer ein bisschen achtsam sein.
Hirse ist ideal bei Glutenunverträglichkeit.
Reis aus Sicht der TCM
Reis ist das Getreide No1 bei Hautproblemen und Hitzesymptomen, denn er leitet Nässe-Hitze aus deinem Körper, wirkt reinigend auf deine Haut und gilt thermisch als erfrischend. Solltest du zu Kälte-Symptomen neigen, empfehle ich dir, eine Scheibe frischen Ingwer mitzukochen. Oder mal Mochi-Reis (Süßreis) auszuprobieren. Der ist thermisch wärmer als der normaler Reis, Basmatisreis oder andere klassische Reissorten, hat einen stärkeren Bezug zu deiner Mitte und unterstützt deine Verdauung noch mehr. Reis ist außerdem ideal bei Glutenunverträglichkeit.
Grünkern aus Sicht der TCM
Grünkern ist unreif geernteter Dinkel und Grünkern solltest du immer sehr gut kauen. Ich liebe ihn, weil er ein Getreide ist, das etwas zum Beißen hergibt und weil er so angenehm nussig und süßlich schmeckt. Grünkern hat einen direkten Bezug zur Leber und wirkt daher Blutaufbauend. Was ich dir unbedingt ans Herz lege, ist Grünkern in einem Salat zuzubereiten: mit gekochten Roten Rüben, Tomaten, Lauch und Babyspinat, etwas Feta drüber.. herrlich!
Amaranth aus Sicht der TCM
Amaranth ist ein Pseudogetreide und ein wichtiges LEBENSmittel für Vegetarier und Veganer, weil es viel Eiweiß und Kalzium enthält. Am Blog hab ich ein unglaublich leckeres Amaranth-Porridge. In der TCM gilt Amaranth als absolutes Yin-Tonikum und wird bei Blutmangel, Erschöpfung bis Burnout, Wachstumsstörungen und innerer Unruhe empfohlen. Amaranth wirkt bei Schleim-Hitze im Darm, kann dich also zum Beispiel bei übel riechendem Durchfall unterstützen.
Buchweizen aus Sicht der TCM
Buchweizen ist thermisch erwärmend und wirkt vor allem Qi tonisierend. Bei einer schwachen Verdauung mit Neigung zu Durchfall, Blähbauch, Völlegefühl oder Appetitlosigkeit kann ich dir Buchweizen ans Herz legen. Buchweizen unterstützt dich ebenso bei Nässe, vor allem wenn du ihn vorher anröstest. Auch bei Kälte-Symptomen wie kalte Hände, kalte Füße, Erkältungsneigung oder Durchblutungsstörungen.
Gerste aus Sicht der TCM
Gerste hat einen sehr unterstützenden Einfluss auf deine gesamte Verdauung. Gerste gilt als yiniges Getreide, ist thermisch etwas kühlend/erfrischend und kann daher bei Hitze, bei Toxinen im Körper oder sogar bei Fieber unterstützend wirken. Vielleicht hast du als Kind öfters mal Gestensuppe bekommen? Wenn du Grippe hattest oder krank warst? Gerstensuppe wird leider heutzutage viel zu selten gekocht, dabei kann sie für uns Frauen in unserer 2. Lebenshälfte super unterstützend sein. Ich empfehle Gerstensuppe mit dem Einweichwasser der Gerste zu kochen, denn das Einweichwasser hat Yin aufbauende Stoffe in sich, die du unbedingt nutzen solltest. Für uns Frauen heißt es besonders, Yin zu pflegen und zu bewahren und dabei kann uns die Gerste oder die klassische Gerstensuppe mit viel Gemüse ein guter Wegbegleiter sein in Phasen von Schlafstörungen, innerer Unruhe oder Schweißausbrüchen.
Roggen aus Sicht der TCM
Roggen wirkt etwas kühlend und ist grundsätzlich sehr schwer verdaulich. Auf der einen Seite kann Roggen Nässe und Feuchtigkeit im Körper auflösen und transformieren, aber nur, wenn du eine starke Mitte hast. Ich empfehle, Roggenbrot vorher zu toasten, um es noch ein Stück besser verdaulich zu machen. Grundsätzlich ist es immer gut, Brot zu toasten, um die Feuchtigkeit aus dem Brot zu trocknen. Vor allem Brot, das so richtig schön am Brotmesser pickt, wenn du es durchschneidest, solltest du toasten.
Dinkel und Weizen aus Sicht der TCM
Dinkel ist aus Weizen entstanden. Beides solltest du immer in Bioqualität kaufen und beide Getreide sind Yin nährend, bauen kostbare Körpersäfte auf und gelten als thermisch erfrischend. Weizen und Dinkel werden in der TCM bei Trockenheit, viel Schwitzen und Hitze-Symptomen gerne empfohlen.
Mais aus Sicht der TCM
Mais gilt als das yinigste Getreide und auch bei Mais solltest du immer auf Bioqualität achten, um Pestizide zu vermeiden. Mais ist super bei Trockenheit, Appetitlosigkeit, Gastritisneigung, Verstopfung und gilt als Milz-Qi tonisierend, stärkt also deine Verdauung.
Ganzes Getreidekorn versus Getreidemehl
Warum wird Getreide als ganzes Korn aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin in seiner Ursprungsform mehr empfohlen als Mehl? Vor allem Produkte wie Brot, Nudeln oder andere Fertigprodukte. Diese Frage bekomme ich häufig gestellt.
Es ist so, dass das zu Mehl gemahlene Korn eine viel größere Oberfläche hat als das ganze Korn. Mehl kann daher viel mehr Feuchtigkeit binden als das ganze Korn. Was leider nicht heißt, dass Mehr diese Feuchtigkeit bindet und dann ausleitet, so wie es das ganze Korn, und insbesondere der Reis macht. Leider im Gegenteil. Wenn du zu viel Brot, zu viele Nudeln oder Fertigprodukte, die Mehl enthalten, und vor allem mit billigen Auszugsmehlen produziert werden, isst, förderst du Nässe, Schlacken und Ablagerungen in deinem Körper.
Nässe, Schlacken und Übergewicht, Cellulite, eine großporige und unreine Haut, aber auch Müdigkeit, Trägheit, Lustlosigkeit und im Weiteren ein schwaches Immunsystem werden durch zu viel Nässe fördernde Lebensmittel und Genussmittel in deinem Körper angesammelt.
Dazu gehören nicht nur, wie vorher schon erwähnt, Produkte aus Mehl (also Brot, Nudeln, Pizza, Gebäck), sondern ebenso Fertigprodukte, die sehr oft billige Auszugsmehle als billiges Füllmittel enthalten.
Zucker, Süßigkeiten, Milchprodukte wie Käse, Joghurt und Topfen fördern ebenfalls Nässe.
Wie kannst du Nässe und Schlacken aus deinem Körper ausleiten?
Diese Nässe kannst du sehr gut aus deinem Körper ausleiten.
In der TCM empfehlen wir dafür Reis.
Denn Reis bindet Nässe.
Kennst du den Ratschlag, dein Handy in ein Sackerl Reis zu legen, wenn es dir ins Wasser oder ins Klo gefallen ist? Oder kennst du diese kleinen Säckchen mit Reis, die in neuen Handtaschen oder anderen Textilien zu finden sind? Reis bindet Nässe und macht das auch in deinem Körper.
Das besondere an Reis ist, dass er einen direkten Bezug zur Haut hat und dadurch dein Hautbild ungemein fördern kann. Wenn du also zu Hautbeschwerden wie Pickel, Mitesser, großporiger unreiner Haut neigst, mach Reis zu deinem besten Freund. Hier wende ich mich ganz explizit an alle, die unter Neurodermitis oder Psoriasis leiden. Mach den Reis zu deinem besten Freund, wenn du zu Hautbeschwerden neigst.
Mein ganzes Wissen rund um das Thema Reis, wie du ihn super abwechslungsreich zubereiten kannst, mit welchen ausleitenden Kräutertees du ihn am besten kombinierst, all dieses Wissen habe ich in meinem beliebten Onlinekurs “Detox OHNE Diät” für dich zusammengefasst. Und ein paar Mal im Jahr kann ich es dir nur ans Herz legen, ein paar EntLASTungstage mit der Unterstützung von Reis einzulegen und deinen Körper und deinen Geist zu entLASTen.
Hör dir meinen Podcast an. Darin findest du noch ganz viel mehr Tipps.
There are 2 comments on this post
Ganz lieben Dank füe die Getreideinfos!
Liebe Andrea,
sehr gerne und alles Liebe für dich!
Sonnige Grüße aus Wien,
Anna :-)